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MPU Baden Württemberg

Wer in Deutschland wegen eines schwerwiegenden Verkehrsverstoßes auffällig geworden ist, sei es durch Alkohol oder Drogen am Steuer, eine massive Ansammlung von Punkten in Flensburg oder gar durch aggressives Fahrverhalten, kann von der Fahrerlaubnisbehörde zur sogenannten Medizinisch-Psychologischen Untersuchung, kurz MPU, aufgefordert werden. Besonders in einem Bundesland wie Baden-Württemberg, wo der Straßenverkehr durch dichte Infrastruktur und hohe Mobilitätsanforderungen geprägt ist, ist die MPU ein zentrales Instrument zur Überprüfung der Fahreignung. Die MPU hat in der Bevölkerung den Beinamen „Idiotentest“ erhalten – ein Begriff, der der tatsächlichen Komplexität und Ernsthaftigkeit dieser Maßnahme nicht gerecht wird. Der folgende Text soll umfassend über die Gründe für eine MPU, den Ablauf, die Vorbereitungsmöglichkeiten, die Kosten sowie die Konsequenzen eines Nichtbestehens informieren.

Zunächst stellt sich die Frage, warum überhaupt eine MPU angeordnet wird. Grundsätzlich geht es darum, Zweifel an der Fahreignung einer Person auszuräumen. Diese Zweifel können sich aus verschiedenen Gründen ergeben. Am häufigsten wird eine MPU nach Alkoholdelikten angeordnet, insbesondere wenn der Promillewert bei 1,6 oder höher lag oder wenn es sich um eine wiederholte Auffälligkeit handelt. Auch bei Drogenkonsum am Steuer oder dem Verdacht auf eine Drogenproblematik ist eine MPU nahezu unausweichlich. Ein weiterer häufiger Anlass ist das Erreichen von 8 Punkten im Fahreignungsregister in Flensburg, was laut Fahrerlaubnis-Verordnung den Entzug der Fahrerlaubnis zur Folge hat. Auch medizinische oder psychologische Gründe, etwa bei Verdacht auf schwere psychische Erkrankungen, können Anlass für eine MPU sein.

MPU, Beratung und CPU-Vorbereitung. Mit dem MPU-Coach Mesut Atila.

MPU Beratung und Vorbereitung

Wenn die Führerscheinstelle entscheidet, dass eine MPU notwendig ist, erhält der Betroffene zunächst einen schriftlichen Bescheid mit einer Frist, innerhalb derer die Untersuchung durchgeführt werden muss. Dabei liegt es in der Verantwortung der betroffenen Person, sich selbstständig bei einer zugelassenen Begutachtungsstelle anzumelden. In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche solche Stellen, darunter Niederlassungen der DEKRA, TÜV Süd oder PIMA-MPU. Der Ablauf einer MPU ist bundesweit einheitlich geregelt, sodass es keine speziellen landesspezifischen Unterschiede gibt. Die Untersuchung selbst besteht aus drei Teilen: einem medizinischen Check, einem Leistungstest sowie einem psychologischen Gespräch.

Der medizinische Teil dient der Überprüfung körperlicher Voraussetzungen für die Fahreignung. Bei Alkohol- oder Drogendelikten umfasst dies in der Regel auch eine Blut- oder Urinuntersuchung, um den aktuellen Konsumstatus zu klären. Wer nach Drogenauffälligkeiten zur MPU muss, muss häufig über einen längeren Zeitraum hinweg sogenannte Abstinenznachweise erbringen. Diese müssen in einem zertifizierten Kontrollprogramm erbracht und dokumentiert werden, um glaubhaft zu machen, dass kein Konsum mehr stattfindet

Der Leistungstest

Der Leistungstest ist computergestützt und dient der Erfassung von Reaktionsgeschwindigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Diese Werte sollen zeigen, ob jemand den Anforderungen im Straßenverkehr noch gewachsen ist. Der dritte und wichtigste Teil der MPU ist das psychologische Gespräch. Hier wird in einem ausführlichen Interview geprüft, ob der Betroffene sich mit dem eigenen Fehlverhalten auseinandergesetzt hat, ob er die Gründe für das frühere Verhalten erkannt hat und was sich seitdem geändert hat, um eine Wiederholung auszuschließen. Die Prüfer erwarten dabei Ehrlichkeit, Reflexionsfähigkeit und nachvollziehbare Verhaltensänderungen. Floskeln oder auswendig gelernte Antworten werden schnell durchschaut und führen eher zu einem negativen Ergebnis.

Die MPU ist nicht nur inhaltlich anspruchsvoll, sondern auch finanziell eine Herausforderung. Die Kosten variieren je nach Delikt und Umfang der Untersuchung. In Baden-Württemberg muss man bei einem Alkoholdelikt mit Kosten zwischen 500 und 700 Euro rechnen. Bei Drogendelikten, insbesondere wenn Abstinenznachweise über mehrere Monate erforderlich sind, können die Gesamtkosten schnell über 1.000 Euro steigen. Hinzu kommen eventuelle Kosten für die Vorbereitung, Fahrtkosten sowie die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis selbst, die nochmals mehrere hundert Euro betragen kann.

MPU Vorbereitung

Die Vorbereitung auf die MPU ist ein zentraler Aspekt, der über Bestehen oder Nichtbestehen entscheiden kann. Viele Menschen unterschätzen die Anforderungen, insbesondere an das psychologische Gespräch. Aus diesem Grund gibt es in Baden-Württemberg eine Vielzahl von Anbietern, die spezielle Vorbereitungskurse anbieten. Diese Kurse gibt es in Einzel- oder Gruppensitzungen, teils auch online. Sie helfen den Teilnehmern, ihr früheres Verhalten zu reflektieren, die Struktur des Gesprächs zu verstehen und eigene Argumentationen glaubwürdig zu entwickeln. Besonders empfehlenswert sind verkehrspsychologische Einzelberatungen durch zertifizierte Verkehrspsychologen. Diese sind zwar kostenintensiver als Gruppenkurse, dafür aber individueller und oft zielführender. In manchen Fällen kann auch eine Nachbetreuung nach der MPU sinnvoll sein, insbesondere bei Menschen mit Suchterkrankungen oder psychischen Auffälligkeiten.

Was aber passiert, wenn man die MPU nicht besteht? In diesem Fall erhält man ein negatives Gutachten, das der Führerscheinstelle vorgelegt werden muss. Diese wird daraufhin die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis verweigern. Man hat zwar die Möglichkeit, erneut eine MPU zu machen, allerdings muss man dann in der Regel eine Sperrfrist abwarten und sich gegebenenfalls erneut einer Abstinenzphase oder weiteren Nachweisen unterziehen. Ein weiterer Versuch sollte gut vorbereitet werden, da mehrere negative Gutachten die Chancen auf eine Wiedererlangung der Fahrerlaubnis erheblich verschlechtern können. Das negative Gutachten muss übrigens nicht automatisch bei der Behörde abgegeben werden – man kann es auch zurückhalten und erst dann einreichen, wenn ein positives Gutachten vorliegt. Das kann jedoch auch eine doppelte Belastung bedeuten, da die Kosten erneut anfallen.

Letztlich ist die MPU in Baden Württemberg…

Letztlich ist die MPU kein Strafverfahren, sondern eine Maßnahme zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit. Sie soll helfen, die Eignung zum Führen eines Fahrzeugs objektiv zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer besteht. Wer sich intensiv vorbereitet, ehrlich mit sich selbst ist und die erforderlichen Verhaltensänderungen glaubhaft umsetzen kann, hat gute Chancen, die MPU zu bestehen und den Führerschein zurückzuerlangen. Besonders in einem verkehrsreichen Bundesland wie Baden-Württemberg, in dem viele Menschen auf das Auto angewiesen sind – sei es für den Arbeitsweg, für die Familie oder zur sozialen Teilhabe –, ist die MPU oft der einzige Weg zurück zur Mobilität. Es lohnt sich daher, diesen Weg ernsthaft, gewissenhaft und professionell zu gehen.